Mittwoch, 30. Mai 2007
Lagebericht 1 Tokyo, Mai 2007
Flug mit British Airways von Düsseldorf über London Heathrow nach Narita (Tokyo). Der Flughafen in Heathrow ist echt grauenhaft. Man stand nur in der Schlange bzw. in einer Menschenmenge, denn wirklich geordnet war das nicht, obwohl die Engländer doch fürs Schlange stehen so bekannt sind… und die Sicherheitskontrollen sind extrem krass. Eigentlich sollte man sich dabei ja besonders sicher fühlen, aber irgendwann nervt es. Man musste nicht nur, wie ja sonst auch immer üblich das Handgepäck in so nen Korb packen und durchleuchten lassen, nein, in letzter Zeit muss man auch noch alle Flüssigkeiten in einen 1 Liter Plastikbeutel mit Zippverschluss stecken. Jedes der Teile darf nicht mehr als 100ml Flüssigkeit enthalten und sogar Wimperntusche und Lipgloss zählen dazu! Aber das ist ja seit den Terroranschlägen überall so. Was ich vorher noch nie gesehen hatte ist, dass man sich die Schuhe ausziehen muss. Die kommen auch in so ein Körbchen und werden ebenfalls durchleuchtet. Das sah echt witzig aus, wie dann sowohl Omas und Opas als auch Tussis und Businessmänner auf Socken durch die Kontrolle mussten.

Nach meiner Ankunft ging direkt das Leute treffen los. Am ersten Abend war ich mit der Elke etwas trinken, bei der ich die erste Woche übernachtet habe. Es kam mir so vor, als ob ich gar nicht in der Zwischenzeit wieder in Deutschland gewesen wäre. Alles war so normal. Auch die Geräusche im Bahnhof oder der Klingelton, wenn man den Family Mart (Convenience store) betritt. Alles ist wie immer. Schöööön.

Nach der 1. Woche bin ich umgezogen ins guesthouse. Das ist so was wie ein Studentenwohnheim. Bloß eben für Ausländer, nicht für Studenten. Den Umzug habe ich mit dem Koffer und zur Fuß gemacht. Das ging zum Glück ganz gut, war aber anstrengend, da ein Weg 25 Min. gedauert hat. Ich musste mehrmals hin und her gehen. Mein Zimmer ist ganz fein. Vom Balkon an meinem Zimmer (der ist mindestens so groß wie mein Zimme) kann ich den Shinjuku Docomo Tower sehen (hohes Gebäude total zentral gelegen. Für alle die das nicht kennen: das ist toll!  ) Vom Küchenfenster kann man abends die beleuchtete Spitze vom Tokyo Tower sehen. (Das ist auch toll, besonders weil ich den ja damals auch immer vom Klassenzimmer der Uni sehen konnte)
Im guesthouse teile ich Bad und Küche mit 3 anderen Leuten. Einem Chinesen, einer Taiwanesin (Softwareentwicklerin) und (und jetzt kommts) mit einem Model aus Argentinien. Ein Männermodel wohlgemerkt. Der sieht auch echt schick aus und scheint gar nicht sooo mega eingebildet zu sein. Heute Morgen mussten wir beide leiden. Wir hatten hier die Dusche noch nie benutzt und wussten nicht, wie man das warme Wasser einschaltet. Das ist so ein uralt System. Also haben wir (nacheinander ;-) kalt geduscht. Beim Shampoo dachte mir friert die Kopfhaut ein und beim Schaum ausspülen dachte ich, dass mein Gehirn bestimmt Schäden davon trägt… brrr

Kuriositäten:
Ich habe ein Münz-Fitnesstudio (!!?) gleich um die Ecke vom guesthouse entdeckt: für 100 Yen (ca. 60 Cent) wird man 10 Minuten lang auf so ner seltsamen Maschine durchgeschüttelt. Je nachdem wie man die Standposition darauf verändert, werden andere Muskelgruppen trainiert. Ursprünglich ist dieses Gerät wohl entwickelt worden, um Astronauten nach ihrer Rückkehr auf die Erde den Muskelaufbau zu erleichtern. Ich habe überlegt, ob ich das aus Spaß mal ausprobieren sollte… hmmm

Nachdem ich mit ein paar Leuten aus meinem ehemaligen Studentenwohnheim etwas trinken war, sind wir natürlich auch wieder zum obligatorischen Karaoke singen gegangen. Aus den Telefonbuch-dicken Liederbüchern die Songs raus zu suchen war ja nichts Neues (die englischen Lieder sind z.B. nach japanischem Alphabet geordnet) Witzig aber fand ich, dass jetzt deutsche Kinderlieder in Japan Einzug gehalten zu haben scheinen. Von Hänschen Klein über Hoppe Hoppe Reiter war alles dabei! *Träller*


AIKIDO
Letzten Sonntag war ich beim Morgentraining im Honbu Dojo. Es war am Samstag wohl ne Vorführung und deshalb war es brechend voll auf der Matte echt unglaublich. Und wenn ich sage, es war „voll“, dann meine ich das ECHT so. Statt der üblichen ca. 4 Reihen beim Angrüßen saßen da locker 15 Reihen. Selbst wenn nur Hälfte der Leute die Übung gemacht haben, war es so voll, dass man nicht rollen oder sich hinlegen konnte. Wir haben nur Krabbeltechniken gemacht und konnten nicht mal Ikkyo richtig machen. Wenn man den Arm ausgestreckt hat, ist man ja rechts und links mit Leuten zusammengestoßen. Echt abartig, zum Glück ist das jetzt vorbei. Die meisten Leute werden wohl wieder abgereist sein.

Ich war natürlich auch schon beim Uniaikido. ♥ Das ist natürlich super, dass ich die Leute alle mal wieder sehen kann!! Einige der OB (also schon die mit der Uni fertig sind) sind extra zum Training gekommen, weil sie wussten, dass ich komme. Das fand ich echt super nett!!
Das Eintreten ins Dojo funktioniert da übrigens so: Man geht zum Eingang, kniet sich hin, verbeugt sich und ruft „Konnichi wa“ (Guten Tag). Alle die da sind brüllen dann „Konnichi wa“ zurück. Wenn nun ein OB zum Training kommt kniet der sich hin. Irgendwer von den Studenten die auf der Matte sind klatscht daraufhin in die Hände, und dann knien sich auch alle anderen die auf der Matte sind auch hin. Der OB verbeugt sich, ruft dann „Konnichi wa“ und die anderen verbeugen sich auch, rufen „Konnichi wa“ zurück und stehen erst wieder auf, wenn der OB aus dem Eingangsbereich verschwunden ist. Da ich ja nun auch offizieller OB bin, passiert das nun auch, wenn ich das Dojo betrete bzw. wenn ich gehe (dann sagt man so was wie „Ich gehe vor euch es ist eine große Unhöflichkeit“ die Antwort „Vielen Dank“). Ich finde das furchtbar. Also das ist mir echt zu viel. Naja, aber so sind die Regeln.
Die wollten auch das ich den Hakama anziehe, aber ich bin beim weißen Gürtel geblieben. So kann ich mit meinen Homies trainieren. Die neuen Studenten kenne ich ja gar nicht und ganz genau die Techniken auf Japanisch zu erklären ist jetzt nicht so meine Lieblingsbeschäftigung.

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