Montag, 3. November 2008
Känguruhfleisch & Roadtrip to Albany
Meine Bekannte hat mich vor zwei Woche ins teuerste Restaurant von Perth mitgenommen (Frasers), als sie mit einer japanischen Reisegruppe dort essen gegangen ist. Das war toll, da ich eingeladen wurde und auch noch Japanisch sprechen konnte. (Man kommt ja hier damit total aus der Uebung) Jedenfalls war einer der 6 Gaenge Kaenguruhfleisch aufgerollte mit Gemuese in der Mitte. Ich habe das natuerlich probiert, aber es schmeckt mir ueberhaupt nicht. Es riecht und schmeckt total intensiv und war gar nicht mein Ding. Hier gibt es ja die Kaenguruh- statt Rindfleischbefuerworter. Angeblich produzieren Kaenguruhs deutlich weniger Methan, als Kuehe und das Fleisch ist sehr fettarm und folglich besser fuer Verdauung und Gesundheit im Allgemeinen. Trotzdem igitt, dann lieber Vegetarier.

Letztes Wochenende waren wir mit den Aikidoleuten in Albany. Das war so ne Art Mini-Lehrgang. (5 Stunden Training am Samstag und 2 am Sonntag). Freitag Abend nach der Arbeit ging es los im Toyota Landcruiser.



Da das eine ziemlich grosse Karre ist, hatte ich auch nicht mehr so viel Angst vor einem eventuellen “Road Kills”. In der Morgen- und Abenddaemmerung huepfen naemlich im Bush die Kaenguruhs rum, die sich wohl von den Autoscheinwerfern angezogen fuehlen. Da passieren dauernd Unfaelle, die meist fuer die Kaenguruhs toetlich enden (daher der Name “Road Kill”), aber auch fuer die Autofahrer nicht ungefaehrlich sind. So ein Roo (australischer Slang fuer Kaenguruh) kann einen ziemlichen Schaden anrichten, wenn es einem auf die Motorhaube geschleudert wird oder gar durch die Windschutzscheibe gesegelt kommt.



In Albany angekommen, haben wir bei Austen (einem Aikidoka aus Albany) in seinem coolen Haus uebernachtet.


unser Schlafgemach


Austen selbst ist zwar Atheist, mag aber die Architektur von Kirchen so gerne, dass er sich beim Bau seines Hauses davon hat inspirieren lassen. Zuerst fand ich das etwas merkwuerdig, aber von innen ist es echt schoen und das Grundstueck an sich ist einfach genial!

Hier der Ausblick, den man beim Zaehneputzen hat…


Nach dem Morgentraining haben wir uns dann ein bisschen in der Umgebung von Albany umgeguckt und sind zu einem Aussichtspunkt gefahren…




…haben uns die Kueste angeguckt…




…haben ein braves Gruppenbild mit Selbsausloeser gemacht…

v.l.n.r.: Debbie, Andrew, Lauren, Julia

…und ein paar Posen




Anschliessend sind wir noch kurz zum Strand gefahren




Nach dem letzten Training am Sonntag gabs ein Aikido-Gruppenbild:

vorne: Debbie (Perth), Anneliese (Albany), Kim (Albany); hinten: Lauren (Perth), Hugh (Perth, unser Chef so zusagen mit dem 6.Dan), Julia, Andrew (Perth), Austen (Albany)

and a silly one


Auf der Rueckfahrt gab es noch ein paar schoene Ausblicke zu geniessen.


Ich war ziemlich ueberrascht wie gruen doch alles ist zwischen Perth und Albany. Ich hatte mir den “Bush” doch ehr wuestenmaessig vorgestellt, aber diese Fahrt war fast so wie durch die Eifel fahren. Ueberall Baeume am Strassenrand, Felder usw. Ich denke wuestenmaessig wird es wohl erst, wenn man richtig ins Landesinnere faehrt.

Ein paar Fakten ueber Albany:
Albany ist mit 30.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt in Western Australia. Sie liegt an der Großen Australischen Bucht, 408 km von suedlich von Perth und verfügt über den größten Naturhafen der Welt.
Im Jahre 1826 wurde dort die erste Strafkolonie Westaustraliens gegründet. Im Folgejahr wurde die britische Flagge gehisst und die Stadt wurde "Fredericks Town" benannt, zu Ehren von Frederick, Duke of York and Albany. Die Stadt wurde ein militärischer Vorposten für New South Wales und ab ca. 1830 hatte sich der Name Albany eingebürgert.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde Albany zum Walfang-Zentrum der Welt. Es wurde die "Cheynes Beach Whaling Company" gegründet und wurde schnell zur führenden Industrie in Albany. Pro Saison wurden ca. 850 Wale erlegt. Im späten 20. Jahrhundert wurden sich die Menschen zunehmend der Sinnlosigkeit der Waljagd bewusst. Schließlich wurde der Walfang im "Southern Ocean" bei Albany verboten und die Walindustrie schloss im Jahre 1978 ihre Fabriken.
http://de.wikipedia.org/wiki/Albany_(Australien)
Im 1. Weltkrieg war Albany der Startpunkt fuer die australischen Streitkraefte auf dem Weg nach Aegypten und Gallipoli. (Lonely Planet “Perth & Western Australia)

Aikido:
Um hier trainieren zu duerfen musste ich Mitglied im Aikikai Australien werden. Das ist ja auch soweit kein Problem. Die Mitgliedschaft kostet 100 AusDollar/Jahr, also so ca. 60 Euro. Zu diesem Betrag kommen aber nochmal 100 AusDollar dazu. Warum? Hier die Geschichte:
Sugano Sensei ist der japanische Meister, der vom Honbu Dojo hierher geschickt wurde um Aikido zu verbreiten. Ich weiss nicht genau wie lange er hier gelebt hat, aber inzwischen lebt er in New York und ist auch nicht mehr der Juengste. Irgendwann als er in Australien war um einen Lehrgang zu geben hat sich dann herausgestellt, dass (Zitat einer seiner hoechsten Schueler) "Sugano Sensei immer so selbstlos war, dass er nie Geld zurueckgelegt hat, sondern immer zuerst an andere gedacht hat. Deshalb hat er keinerlei Rentenvorsorge getroffen." Also sahen die australischen Aikikai-Mitglieder Handlungsbedarf und haben jetzt einen Fund fuer ihn eingerichtet, damit Sugano Sensei eine Rentenabsicherung hat. ... !?!
Also ich will ja nichts sagen, aber das ist doch schon krass, oder? Also der Gute muss doch irgendwann mal in seinem Leben mitbekommen haben, dass man als Selbstaendiger (oder auch als Angestellter) gewisse Vorkehrungen fuer die Zukunft treffen muss, wenn nicht im Alter vor dem Nichts stehen will. Er hat doch auch ueber sein Dojo und die Lehrgaenge die er gibt ein regelmaessiges Einkommen. Was hat er denn damit gemacht? Verschenkt (denn er hat ja immer zuerst an andere gedacht)? Oder waren seine Lehrgaenge vielleicht kostenlos, aus reiner Selbstlosigkeit? Also es tut mir leid, aber dafuer fehlt mir echt das Verstaendnis. Ich nenne das nicht selbstlos, sondern dumm. Und dafuer muessen jetzt alle Mitglieder des Aikikai Australien bezahlen. Naja, wer weiss, vielleicht kenne ich auch nicht die ganze Geschichte, aber mir kommt das Ganze schon etwas merkwuerdig vor.
Ansonsten muss ich hier auch immer wieder Training geben. Ich bin immer noch in der Gewoehnungsphase und finde das eigentlich nicht so toll. Ich fuehle mich nicht als Lehrer und als Aikidolehrer schon mal gar nicht. Aber hier sind eben einfach nicht so viele Leute im „normalen Training“. Hier in Perth sind wir meist so 6-8 und da bin ich mit dem 3. Dan schon mal schnell die hoechst graduierte und werde gebeten das Training zu geben. Naja, da muss ich wohl durch und wer weiss, vielleicht macht es mir ja irgendwann sogar Spass das Training zu geben.

Also dann, macht es gut und bis bald!
Liebe Gruesse,
Julia

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